Wo finde informationen über buch 5 tage juni
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Wo finde ich informationen über das buch "5 tage im Juni
Der Autor, deutscher Emigrant, dann Amerikaner und seit 1953 in Ost-Berlin lebend, schrieb diesen Text unmittelbar unter dem Eindruck der Ereignisse. Schon seit Mitte der fünfziger Jahre wanderte das Manuskript, aufgrund des schwarzen Kalikoeinbandes als "Das Schwarzbuch" bezeichnet von Lektorat zu Lektorat einiger DDR-Verlage. Erscheinen durfte es nicht, denn die hier geschilderten "Ereignisse" waren tabu.
Erst jetzt, 21 Jahre danach, wurde das Buch anläßlich der Frankfurter Buchmesse mit sehr großem Werbeaufwand dem Publikum vorgelegt. Schon hier kommen deswegen erste Zweifel an der ehrlichen Absicht des Autors auf, ein objektives Zeitdokument vorzulegen, die sich - leider - nach eingehendem Studium bestätigen.
Wie seinerzeit beispielsweise bei Biermann und Havemann mußte auch bei Heym, der eigens aus Berlin zur Messe kam und den Massenmedien bereitwillig Rede und Antwort stand, ein West-Verlag publizistische Schützenhilfe leisten; die Literatur der DDR findet eben auch ihren Platz im Westen.
"Der Tag X", wie der ursprüngliche Titel lautete, beginnt zeitlich-chronologisch um 14 Uhr des 13. Juni 1953 und endet am Mittwoch, dem 17. Juni. Ein zweiseitiges Nachspiel ist auf den 14. Juni 1954 datiert.
Obwohl der Roman stellenweise von beachtlicher Rapidität ist, bleibt er auf der anderen Seite ob seiner langatmigen Passagen sehr schwer lesbar und unübersichtlich. Die Handlung arrangiert sich um den Genossen Witte. Dieser, Parteiarbeiter und Gewerkschaftler im Ost-Berliner Betrieb VEB Merkur, entscheidet sich nach Schwierigkeiten mit Parteileitung und Staatssicherheitsdienst gegen den Streik und versucht, seine Kollegen ebenfalls daran zu hindern.
Ohne Hilfe von "oben" irrt er, das Parteiabzeichen auf der Brust, durch jene Tage. Deutsche und sowjetische Genossen, Kumpels der Halle 7, Strichmädchen, Westler, Halbstarke auf chromblitzenden Fahrrädern und Bewohner der Gegend bilden eine lebendige Staffage. Das Geschehen, kolportagehaft aufgezeichnet, verläßt nur hin und wieder das Niveau eines Thrillers, als dessen dokumentarischer Anstrich die eingestreuten Reden, Ansprachen und Rundfunkansagen sowohl westlicher als auch östlicher Politiker, Kommentatoren und Nachrichtenagenturen zu werten sind.
Es würde den Rahmen dieser Publikation sprengen, wollte man auf alle Banalitäten im Text eingehen, so z. B. die Liebesszene zwischen Witte und Anna im Gras des Bahndammes, dessen Schienen "zu singen begannen" oder der Tod einer West-Prostituierten am Brandenburger Tor. Hier hätte es dem Werk Heyms sicher gut getan, wenn sich das Lektorat dieses Textes angenommen und eine Straffung veranlaßt hätte. Das Buch wäre lesbarer - verständlicher geworden.
Als "Wanderer zwischen zwei Welten" zeigt sich Heym, trotz aller Wertschätzung angesichts der heutigen politischen wie auch literarischen Strukturen, und mitten auf der Scheidelinie von Ost und West doch überfordert, die vielschichtigen Ereignisse um den 17. Juni dem Leser überschaubar darzubringen. Er bietet eben 'nur' einen Diskussionsbeitrag. Der Zukunft und ihrer Geschichtsforschung wird es vorbehalten bleiben, den Wert dieses Beitrages herauszufinden.
http://www.diegeschichteberlins.de/buecher/geschichte/neuestezeit/5tageimjuni.html