Warum sich jahren ewige umarmen etabliert
Jeder umarmt jeden, ob man sich nur flüchtig kennt oder ob man seit Jahren befreundet ist. Es wird immer ein großer Zinnober darum gemacht. Und es werden auch umarmt, die das eigentlich nicht mögen. Es gab mal ne Zeit, da hat man sich mit Handschlag begrüßt und das war genauso freundlich und liebevoll gemeint, wie dieses Umarmen.
Was ist da passiert?
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Warum hat sich in den letzten Jahren dieses ewige Umarmen so etabliert?
Ich denke, dass dies einem südeuropäischen Einfluss zu verdanken ist. Dort werden ja auch Freunde mit Umarmung begrüsst, oder drei-vier Küsschen zur Begrüssung sind vielfach auch üblich.
Ich halte es so, dass Bekannte, Geschäftspartner weiterhin mit Handschlag begrüsst werden. Umarmen - wenn der- oder diejenige das auch möchte - ist für mich nur unter guten Freunden umsetzbar. Eben eine Geste der Vertraulichkeit, des Schätzens.
Dass sich jetzt Gott und die Welt umarmt finde ich zum einen übertrieben und teilweise distanzlos.
Irgend jemand hat das mal vorgemacht, man fand das chic, der Rest war Nachahmungstrieb und heute muss man eben damit leben.
Menschen werden in der modernen Gesellschaft durch Individualisierung einsam gemacht.
Darum umarmt man sich.
Das ist nichts anderes als eine Modeerscheinung gewesen, die sich etabliert hat. Mit wirklicher Herzlichkeit hat sie wahrscheinlich oft gar nichts zu tun.
Vielleicht, um dem Klischee der distanzierten Deutschen entgegen zu wirken
nun es ist die "Neue" möglichkeit dem anderen zu zeigen das man ihn mag.
jetzt wo "wir" auch kein so großes problem mehr mit sex in der öffendlichkeit haben!
Die Körperliche nähe hat einfach zugenommen.
Ich denke, dass das unsinnige und oft verlogene "Umarmen" aus den USA zu uns "herübergeschwappt" ist. Denn in diesem Land wird alles Mögliche und jede belanglose Geste theatralisch verkauft -letztlich deshalb, weil man von der weitgehenden Oberflächlichkeit im sozialen Bereich ablenken will.
So bieten einem viele Amerikaner nach kurzer Zeit den Freundesstatus an, würden aber blöd aus der Wäsche schauen, wenn man sie nun tatsächlich für einen Freund hielte oder sie oft besuchte.
Ich denke, diese "Umarmung" entspringt einer gedanken- und letztlich seelenlosen Oberflächlichkeit - zumindest, wenn man den richtigen Umkehrschluss zieht, denn davon will die Umarmung ja nur ablenken - in der jedweder Egoismus verstärkt, aber eben auch kaschiert werden soll.
Die andere Seite dieses Umarmens liegt in der kollektiven Verstärkung sowie in einem pubertären "Sieh nur, wie viele ich kenne" -Sexualgebaren. Vor diesem Hintergrund verkommt das "Umarmen" auch oft einfach nur zu einem peripheren "Sexualgeschäft". Während weniger beliebte Typen auf diese Weise wenigstens einmal in den Genuss kommen, auch mal eine angesagte "Braut" - und wenn es nur für drei Sekunden ist - zu drücken, kann das begehrte, meist geschminkte junge Ding ungestraft einen "Ih, was bist du doch für ein hässlicher Spust"-Blick drehen, ohne dass der Typ etwas dagegen unternimmt. Klar, will er doch unter keinen Umständen auf diese "Mini-Sexualität" verzichten - sonst hätte er ja gar nichts Sexuelles mehr. Sie umgekehrt, kann durch dieses Rituale bzw. die Abwertung des männlichen Außenseiters kräftig Pluspunkte sammeln und ihren Status als 13- bis 20-jährige "Superbraut" unterstreichen.
Das mag schräg klingen, ist aber der Teeniealltag in Deutschland. Wer kritisch hinsieht, nimmt das durchaus in gleicher Weise war.
stimmt, meine Tochter ist 15 und auch in ihrem Umfeld wird gedrückt und geherzt und hinterm Rücken gelästert.
Ich weiß, dass das total erschreckend klingt. Aber als ich damals 15 Jahre alt war, hat das angefangen.und so bin ich bis heute am Ball geblieben. Man kriegt ja viel mit, wenn man Bus fährt oder an einem Schulhof vorbeiläuft, wenn man auf die Minen der Beteiligten achtet oder hört, was sie äußern.
Das glauben nur , die wie du selbst Kinder haben und sich auskennen. Es klingt ja auch zu unglaublich, als dass man es glauben will.
Naja, so wie du es beschreibst, ist es sicher in dem sozialen Umfeld, wo man Wörter wie Spast benutzt.
bitte? Könntest du das etwas mehr ausführen?
Also in meinem Freundeskreis respektiert sich jeder und hält andere nicht für Spasten, es werden auch keine "Ih, was bist du doch für ein hässlicher Spast"-Blicke benutzt Auch will sich sicher niemand als Superbraut hervortun.
Achso, war ne Antwort auf Gartendenkmals Antwort, sry hätte ich als Kommentar schreiben sollen.
Vielleicht nennt man es nur im sogenannten Unterschichtenmilieu "Spast", die Quintessenz aber, dass es Menschen gibt, die nur den "Clown" mimen dürfen und sexuell als allerletzte - sprich nie - "bedient" werden, bleibt die gleiche. Denn die in intellektuelleren Kreisen zweifelsohne zur Schau gestellte Menschlichkeit hört spätestens bei der Sexualität auf - exakt bei dem also, was für viele Jungs in diesem Alter wesentlich bestimmender ist, als jene je zugäben.
Mädchen - ich nehme mal an, Sabrac, du bist eins - mit ihren tausend Make-up Hilfen können dies selbstverständlich nur schwer nachvollziehen, weil sie in Erwartung kosmetisch bedingter längerer Jugend - Männern fallen ja schon oft mit knapp über 20 Jahren die Haare aus, spätestens mit 28 Jahren werden dann die Backen fahl.- einen viel längeren Attraktivitätszyklus und so auch viel mehr Ruhe, Gelassenheit und Zeit als jene haben. ("Supermachos" und "Gangsta" sind davon natürlich ausgenommen. Sie sind selbstverständlich auch cool und haben Zeit.)
Nur weil Jungs, wenn sie nicht zum Zuge kommen - oder von sich selbst wenigstens so denken - die Coolen und sexuell Desinteressierten spielen, heißt noch lange nicht, dass ihnen - bei aller Verklemptheit - nicht die "Kutte brennt".
Du wirst mir immer noch nicht glauben und auch dieses Männerbild, das ich zeichne, bestreiten: Dann gehe einmal in eine Diskothek und sieh zu, wie sich nahezu alle Singlemänner gierig in verschiedene Richtungen drehen, sie alle bekommen wollend.und doch voller Angst, leer auszugehen, weil man sich den "Supertussen" mit der Schmincke und dem Make-up nicht gewachsen sieht.
Du hast falsch geraten, denn ich bin ein Junge Um noch mal auf die eigentliche Frage zurückzukommen, ich habe nur gesagt, dass in meinem Freundeskreis eine Umarmung auf Freundschaft basiert, das stimmt und ich denke nicht, dass es bei uns ein Einzelphänomen ist.
Sprich ich bin auch der Meinung, dass in den heutigen Zeiten einfach die Grenze, ab der eine Geste sexuell ist, zugenommen hat und wir jetzt auch Freundschaft mit Umarmungen zeigen können, wo wir vorher nur die Hände geschüttelt haben.
Schon ok, hoffe, du hast das nicht als Kritik aufgefasst. Vernünftiger Widerspruch ist doch alle mal besser als "Ey Aldär" zu "krähen". Ich fand deinen Einwand gut - er schützt uns/ mich vor Pauschalisierung. Dass ich mich mit dem Geschlecht geirrt habe, tut mir leid, mir ist es nur peinlich, nach jeder Frage auf die "eigene Seite" zu gehen.