Traumdeutung wie geht seriös

Hab da einen kleinen Brief entdeckt, in dem an einem Beispiel deutlich gemacht wird, wie sich ein Traum auf einen Versuch der Auslegung vorbereiten läßt. Kann mir jemand mit Ahnung über Freuds Traumanalyse kritisch kommentieren, wie fundiert oder wirklich brauchbar das Beispiel ist? http://cid-a9f25576fcb1eb8d.office.live.com/browse.aspx/%C3%96ffentlich?lc=1031

6 Antworten zur Frage

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Traumdeutung, wie geht das seriös?

Ich kenne die Freud'sche Traumanalyse nur aus der Theorie. Die in dem Brief kurz angesprochene Vorgehensweise stimmt mit allem überein, was ich dazu gelesen habe. Klingt auf jeden Fall seriös, ist aber natürlich nur der erste Ansatz.
Dir.
Klar, ist natürlich nur der erste Ansatz. Wahrscheinlich war es der bewusste Vorsatz des Autors, seinem Freund eine schnelle erste Hilfe zu bieten, die ihm die Auseinandersetzung mit seinen Träumen direkt ermöglicht, ohne erst Psychoanalyse studieren zu müssen.
Wie findest Du die Abhandlung "Minderheiten"?
http://cid-a9f25576fcb1eb8d.office.live.com/browse.aspx/%C3%96ffentlich?lc=1031
Habe es bis auf Seite 9 geschafft. Vielleicht lese ich später einmal weiter, weil ein paar interessante Gedanken darin zu finden sind. Allerdings ist der Text weder wissenschaftlich noch in einem veröffentlichungsreifen Stadium. Allein die zahlreichen Rechtschreib- und Grammatikfehler vermitteln schon einmal einen schlechten Eindruck von mangelnder Sorgfalt.
Dass der Text nicht wissenschaftlich ist, muss nun nicht per se ein Nachteil sein. Seine Funktion soll nach eigenem Anspruch eine aufklärende sein. Es gibt die verschiedensten Deutungen unserer Gesellschaft. Die des Autoren scheint mir bislang einigermaßen unplausibel, lückenhaft und in keiner Weise belegt oder begründet. Damit ist sie allerdings auch nicht viel abwegiger als die gängigen Ideologien. Ob nun diese eher willkürlich erscheinende Darstellung auch von aufklärerischem Wert sein kann, wird sich wohl erst nach vollständiger Lektüre erweisen. Deswegen werden ich mich vielleicht später noch einmal damit auseinandersetzen, obwohl es mir im Moment wenig nutzbringend erscheint.
Ich finde diese Dokumentsammlung ein wenig verwirrend. Woher stammen die Texte und warum wurden sie an dieser Stelle gesammelt und öffentlich gemacht?
Woher die Texte stammen weiß ich auch nicht genau, den Link hab ich von einem Freund, der mir bei meiner Suche nach einer geeigneten Therapie behilflich sein wollte. Ich glaube, er sagte so was wie dass die Texte von einer kleinen Gruppe von Laienanalytikern stammen, die sich mit solchen Themen rein privat befassen und Freuds Methoden und Erkenntnisse im Freundeskreis diskutieren, anwenden und weiter entwickeln sollen.
Also, an der teils miserablen Rechtschreibung stör ich micht nicht besonders, vielleich ist-sind der-die Autoren ja Ausländer , aber was meinst Du damit, dass der Text nicht wissenschaftlich sei? Unter "Wissenschaft" würde ich verstehen, dass man einer Abhandlung kurz voranstellt, was ihr allgemeines Thema ist und dann fortfährt mit einer genaueren Differenzierung des zu untersuchenden Phänomens , um daraus weiteres abzuleiten und auch auf die Schwächen oder gar "Abwegigkeiten" hinzuweisen, die sich aus den bislang gängigen Ideologien ergeben können. So weit mir ersichtlich, folgt die Abhandlung diesem Schema, Dir leuchtet aber nicht ein, dass die Ideologen unserer Gesellschaft deren Gesamtheit an Menschen nach der großen Masse der "Normalen" einerseits und der Minderheit der "unnormalen" Abweichler anderseits unterscheiden, wobei diese Grupperung dann vom Autor nochmals differenziert wird nach den "eigentlichen" und "uneigentlichen Außenseitern"? Oder worauf bezieht sich Dein Urteil, dass der Text Dir "in keiner Weise belegt oder begründet scheint"?
Hallo wieder, ich war jetzt länger nicht online und habe den Text auch noch nicht weiter gelesen. Deswegen schreibe ich die folgende Antwort unter dem Vorbehalt, dass sich am Ende des Textes vielleicht doch noch alles zu einer sinnvollen Einheit zusammenfügen könnte.
Ich habe gerade keine brauchbare Definition von "Wissenschaftlichkeit" zur Hand, die für alle Arten von wissenschaftlichem Anspruch gleichzeitig zutreffend ist. Deinen Kriterien würde ich auf jeden Fall hinzufügen, dass eine wissenschaftliche Arbeit eine Fragestellung benötigt, die auch operationalisierbar ist. Die Frage ""Außenseitertum", was ist das?" ist ziemlich allgemein und unklar. Soweit ich bisher gelesen habe, bedeutet sie nichts weiter als: "Was fällt mir zu diesem Begriff aus kritischer Perspektive alles ein?" Diese Gedanken erscheinen mir bislang ganz gut geordnet und auch schlüssig, aber sie befinden sich in einer seltsamen Schwebe. Die Arbeit ist weder theoretisch noch empirisch. Das ist es auch, was ich mit "in keiner Weise belegt oder begründet" meine: Zwar widerspricht sich der Autor nicht selbst, aber er belegt seine Aussagen nicht durch Daten oder unter Berufung auf eine Denktradtion. Empirische Ansprüche stellt er offenbar gar nicht an seinen Text, was nicht schlimm ist. Theoretischen Ansprüchen, wie sie heute in den Geisteswissenschaften bestehen, wird er aber auch nicht ganz gerecht, vor allem durch die fehlende Fragestellung und die fehlende Reflexion der eigenen Forschungsmethoden - es wird einfach nicht klar, worauf sich die Aussagen stützen. Ist die Arbeit überhaupt Resultat von Forschung oder eher von Brainstorming? Bislang liest es sich eher wie eine Art Essay, ohne aber die dafür typische Pointiertheit aufzuweisen. Außerdem ist ein Essay argumentativ, während dieser Text nur beschreibt.
Die ganze Darstellung des narzisstischen Kreislaufes läuft m.E. ins Leere, weil überhaupt nicht geklärt wird, was einen reifen Menschen von einem unreifen unterscheidet.
Dem Text fehlt es an einer eindeutigen Fragestellung und - soweit ich gelesen habe - an einer Erklärung, was man aus einer solchen Perspektive erkennen kann. Darüber hinaus kann man heute eigentlich nicht mehr ernsthaft emanzipatorische Interessen verfolgen, ohne eine gewisse Skepsis den eigenen Gedanken gegenüber an den Tag zu legen. Aber vielleicht steht dazu später im Text noch mehr.
Allzu überzeugt bin ich allerdings nicht, dass sich eine komplette Lektüre lohnen wird, weil ich nicht allzu viel von einer Arbeit halte, die auf den ersten Seiten keinen Hinweis darauf liefert, welches Erkenntnisinteresse verfolgt wird. Jedenfalls hast du wahrscheinlich Recht, dass der Text nicht von einem Muttersprachler verfasst wurde. Aus dieser Perspektive sind die Fehler nicht ganz so störend.
Bist du denn überzeugt, dass dieser Text überhaupt wissenschaftlich sein soll? Vielmehr scheint er als eine Art Denkanstoß gedacht zu sein, ein Gedankengerüst, das weiterentwickelt werden soll, ein wenig theoretische Unterfütterung politischer Einstellungen, eine Grundlage für weiteren Gedankenaustausch.
Lieber False Friend!
"Ich habe gerade keine brauchbare Definition von "Wissenschaftlichkeit" zur Hand, die für alle Arten von wissenschaftlichem Anspruch gleichzeitig zutreffend ist. Deinen Kriterien würde ich auf jeden Fall hinzufügen, dass eine wissenschaftliche Arbeit eine Fragestellung benötigt, die auch operationalisierbar ist." Ich meinte genauer gesagt "Naturwissenschaften" , und stimme ich natürlich vollkommen mit Dir überein, das Antworten auf Fragestellungen dieser Art praktisch umsetzbar sein - bzw. sich mit der Empirie decken müssen, falls das das ist, was Du mit "operationalisierbar" gemant hast.
"Bist du denn überzeugt, dass dieser Text überhaupt wissenschaftlich sein soll?" Das scheint mir jedenfalls der Anspruch des Autors zu sein. Andernfalls hätte mich der Text nicht weiter interessiert.
"Vielmehr scheint er als eine Art Denkanstoß gedacht zu sein, ein Gedankengerüst, das weiterentwickelt werden soll" Das ist er ausdrücklich auch , dies steht m.E. aber nicht im WIderspruch zur Wisssenschaftlichkeit i.o.g.S.
"Die Frage ""Außenseitertum", was ist das?" ist ziemlich allgemein und unklar." Bislang hast Du ja auch nicht viel mehr als die Einleitung gelesen.
"was ich mit "in keiner Weise belegt oder begründet" meine: Zwar widerspricht sich der Autor nicht selbst, aber er belegt seine Aussagen nicht durch Daten oder unter Berufung auf eine Denktradtion." Und wie findest Du diese Passage unten auf Seite 1 nach der Einleitung? >?
Das wäre ein allerdings eklatanter Mangel, sowohl was die dialektische Rationalität anbetrifft, als auch die empirische Brauchbarkeit solch psychopathologischer Erwägung. Wenn ich mich nicht irre, findet sich entsprechende Aufklärung im weiteren Verlauf der Schrift.
"Allzu überzeugt bin ich allerdings nicht, dass sich eine komplette Lektüre lohnen wird, weil ich nicht allzu viel von einer Arbeit halte, die auf den ersten Seiten keinen Hinweis darauf liefert, welches Erkenntnisinteresse verfolgt wird." Nun, es geht dem Autor anscheinend darum, seinen Lesern als ein sich seines So-Seins schon vollbewusster "eigentlicher Aussenseiter" einen Ausweg aus dem ganzen dargestellten narzißtischen Kreislauf aufzuzeigen oder mindestens seines diesbezüglichen Ansichten zur Diskussion zu stellen. Solltest Du nicht zu dieser kleinsten von allen Minderheiten gehören, wird es Dich freilich um nichts auf der Welt interessieren.
Okay, dann lese ich erst einmal weiter. Ich melde mich dann in ein paar Tagen wieder.