Sagt begriff humboldtsches bildungsideal

Im Ausland ist Alexander von Humboldt einer der bekanntesten Deutschen. Hierzulande ist der Naturforscher und Universalgelehrte dagegen bei vielen nicht so bekannt. Könnt ihr das "Humboldtsche Bildungsideal" erklären? Hat es irgendeine praktische Relevanz für euch? Wie steht ihr allgemein dazu?

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Sagt euch der Begriff "Humboldtsches Bildungsideal" etwas?

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Das Humboldt'sche Bildungsideal bezieht sich auf die freiheitliche Aneignung von Orientierungswissen. Dabei kommt Bildung vor der Ausbildung für bestimmte Berufsfertigkeiten.
Alexander von Humboldt -- einer meiner Helden -- hat übrigens nichts mit dem Humboldt'schen Bildungsideal zu tun. Der Begriff geht auf seinen Bruder Wilhem von Humboldt zurück, der als Geisteswissenschaftler ebenso genial war wie Alexander als Naturwissenschaftler.
Ja, und ich halte eine Menge davon Bildung nicht nur als die "Vermittlung von Karriereerforderlichem Wissen" zu verstehen, sondern vielmehr auch die Charakterliche und Persönlichkeitsbildung zu fördern. Leider werden die Universitäten immer mehr zu Rekrutierungsanstalten von Großunternehmen geformt.
Für mich zählt auch die Verbindung von Kunst und Wissenschaft dazu, sowie die Einheit von Forschung und Lehre. Ebenso sehe ich AvH als Begründer der Allgemeinbildung, allerdings nicht in diesem Schmalspur-Verständnis von Quizfragen und Small Talk, wie das viele heute offenbar annehmen, sondern als umfassendes emanzipatorisches Bildungsstreben. Er steht damit für mich im Gegensatz zum Spezialistentum. Und er bringt eine politische Komponente in die Bildungspolitik ein, die heute im Zeitalter von Studiengebühren, überfüllten Massenuniversitäten und ökonomisch ausgerichteten Studiengängen aber nicht recht zum Tragen kommt.
Dennoch finde ich es manchmal zum Heulen, wenn man bedenkt welche großartigen Möglichkeiten wir haben mit Universitäten, Volkshochschulen, öffentlichen Bibliotheken, Internet usw - und dem wenigen, was die meisten daraus machen.