Psychologische test während nürnberger prozesse

Während der Nürnberger Prozesse 1946 wurden die Hauptangeklagten des NS-Regimes zu verschiedenen psychologischen Tests gebeten. Neben dem Rorschachtest wurden auch IQ-Tests durchgeführt. Natürlich war den ausführenden Psychologen bewusst welche Männer vor ihnen saßen, dementsprechend fixierten sie sich wohl auch darauf möglichst menschliche Abgründe der zu testenden Personen offen darzulegen, eventuell Ergebnisse zu überinterpretieren, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen. Meine Frage ist nun also: Inwiefern kann man den Ergebnissen glauben schenken? Während des Rorschachtests soll Göring so gehandelt haben: "Gilbert sagte dem zum Tode Verurteilten die Wahrheit: "Erinnern Sie sich an die Karte mit dem roten Fleck? Nun, krankhafte Neurotiker zögern häufig bei dieser Karte und sagen, es sei Blut darauf. Sie zögerten, nannten es jedoch nicht Blut. Sie versuchten, es mit den Fingern wegzuschnippen. Dasselbe haben Sie während des ganzen Prozesses gemacht. Sie haben den Kopfhörer im Gerichtssaal abgenommen, wenn die Beweise für Ihre Schuld unerträglich wurden. Und ebenso machten Sie es auch im Krieg, indem Sie die Greueltaten mit Drogen aus Ihrem Bewußtsein zu verbannen suchten. Sie sind ein moralischer Feigling!" - und dem kann man wahrscheinlich nicht widersprechen. Doch wie steht es mit den IQ-Tests? Nahezu alle Hauptangeklagten sollen einen sehr hohen IQ-Wert erzielt haben.IQ-Tests sind allerdings nicht ganz unumstritten, im Falle psychischer Erkrankungen kann ein "normaler" IQ-Test zu absolut falsche Ergebnissen führen, ein IQ-Test ist nun mal nicht gleich einem anderen IQ-Test - in diesem Bereich gibt es große Unterschiede. Sind die Ergebnisse hinterfragenswert, oder ist Vorsicht geboten bei den durch die psychologischen Auswertungen nahezu perfekt konstruierten, hochintelligenten Killermaschinen? (Dazu noch ein Zitat aus dem bereits oben erwähnten Spiegelartikel: "Die neuen Interpreten legen es gleichwohl darauf an, sie als Muster für "psychopathische Kriminelle" zu lesen."Link:http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-41389601.html)

8 Antworten zur Frage

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Psychologische Test während der Nürnberger Prozesse

Und im Titel sind es natürlich die psychologischen Tests im Plural
Ich habe hier etwas gefunden, das Deine Frage beantwortet:
Gustave M. Gilbert – Wikipedia
"Gustave M. Gilbert, der eine leitende medizinische Stellung in Nürnberg innehatte, setzte das projektive psychologische Testverfahren Rorschachtest an den Angeklagten durch.
Florence Maile führte in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts eine neuerliche Interpretation der alten Aufzeichnungen durch.
Mailes Fragestellung war, ob diese Männer normale Durchschnittsmenschen waren, die nur Autoritäten gegenüber gehorsam waren PhilosophinPsychologe, oder aber sadistisch veranlagte Psychopathen?
Maile und Selzer vertraten aufgrund ihrer Interpretation der Rorschachtests die Meinung, dass die „Nazis keine psychisch normalen oder gesunden“ Menschen waren: „Hier scheint es sich allgemein um Individuen zu handeln, die unentwickelt, manipulierbar und in ihren Beziehungen zu anderen feindselig sind.“
Molly Harrower wies darauf hin, dass die Ergebnisse erst akzeptiert werden können, wenn auch andere Rorschachexperten bei wiederholtem Einsatz des Tests zu diesem Schluss kämen ; darüber hinaus müssten die biographischen Angaben verändert werden und es müssten Ergebnisse von anderen Rorschachtests an `normalen` Menschen und psychisch Kranken hinzugefügt werden.
Sie ersuchte 15 namhafte US-Rorschachexperten die so zusammengestellten Unterlagen neuerlich zu interpretieren.
Ergebnis der neuen Interpretation:
„Ihre ‚blinde‘ Untersuchungskommission, bestehend aus 15 Rorschachexperten fand keine konsistenten Persönlichkeitsunterschiede zwischen den Antworten der Nazis und denen der Vergleichspersonen.“ "
Es handelt sich wohl um dieses Buch:
Psychologie: 16., aktualisierte Auflage Pearson Studium - Psychologie: Amazon.de: Philip G. Zimbardo, Richard J. Gerrig: Bücher
Eigentlich sind die Ergebnisse völlig egal. Die Taten bleiben bestehen.
Das habe ich auch gar nicht bezweifelt und darum geht es hier nicht.
Ganz allgemein (also unabhängig, ob man nun die von dir erwähnten Tests oder ganz "normale" wissenschaftliche Psycho- und IQ-Tests betrachtetalso nicht vollständig anonymisiert testetbewusst oder unbewusst) beeinflusst.
ob jene Angeklagten im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß über einen hohen IQ verfügten oder eher nicht ist mir persönlich egal, weil bei keinem der Angeklagten auf verminderte Schuldfähigkeit plädiert oder diese angenommen wurde - Wichtig ist, daß hier den Verantwortlichen des Nazi-Regimes ein rechtsstaatlicher Prozeß gewährt wurde, den sie selbst ihren Opfern nie zuerkannt haben - Wenn die Justiz der Sieger - wie in den Nürnberger Prozessen - auch ein Sieg der Justiz ist, also an Stelle der Willkür die Wahrheitsfindung tritt letzlich dann mit Urteilen, auf der Basis rechtsstaatlicher Grundsätze ist das in Ordnung und vor allem auch ein Signal an alle Potentaten die derzeit noch ihr Unwesen treiben
Da stimme ich dir auch ohne weiteres zu, dennoch beantwortet das nicht meine Frage nach den damals getroffenen psychologischen Auswertungen und inwieweit sie tatsächlich haltbar sind in der Form in der sie getroffen wurden oder wie viel Interpretationsspielraum man sich gönnte.
hinterfragenswert sind sie allemal, denn ich las einst, dass psychopathisch veranlagte in der regel einen hohen iq erreichen können - vielleicht waren das alles psyhopathen? wer weiß. ob das nun eine krankheit darstellt? da sind sich fachmänner auch heute noch nicht einig.
wieso gerade sie intelligenter sein könnten? ich denke, ihnen fehlt der soziale aspekt. das heißt, ihr gehirn ist mehr dem verstand ausgeliefert, denn der emotionen, was sich in einem iq test wohl ganz hervorragend macht.
Der Letzte ist ein interessanter Aspekt. Die Frage ist natürlich nur, ob so ein IQ-Test uneingeschränkten Aufschluss bringt.