Ist man notlügen not

Ist man bei Notlügen tatsächlich in Not?

Hallo Hymenaios!
Das Problem ist schon: Wie ist "Notlüge" definiert?
Die Definitionen und Unterscheidungen im Wikipedia-Artikel "Lüge" empfinde ich da als nicht sonderlich hilfreich.
Ich würde zwischen einem engeren und einem weiteren Verständnis von "Notlüge" unterscheiden. Eine Notlüge im engeren Sinne ist für mich eine Lüge, die man in der Absicht anwendet, jemanden zu schützen. Hierbei wird davon ausgegangen, dass die Wahrheit zumindest im Augenblick das schlimmere Übel ist. Man kann sich selbst oder auch jemand anderen schützen wollen. Somit ist es in gewisser Weise schon so, dass man in der Absicht, sich selbst oder jemand anderen durch die Wahrheit nicht noch tiefer in eine Notlage zu bringen, zu einer Lüge greift. Dies impliziert natürlich, dass man subjektiv davon ausgeht, dass man sich selbst oder der andere in einer Situation befindet, die sich noch verschlimmern könnte.
Da das jetzt fürchterlich verquer klingt, zwei Beispiele:
1 Notlüge für einen selbst:
Ein Kind hat beim Toben die Kaffeekanne heruntergestoßen, so dass sie zersprungen ist. Auf Nachfrage der Mutter "Bist du das gewesen?" sagt das Kind im ersten Moment: "Nein."
Eine Notlüge im weiteren Sinne ist für mich eine Lüge, die man nur anwendet, um z. B. Ärger und Unanehmlichkeiten zu vermeiden oder sich Annehmlichkeiten bzw. Vorteile zu verschaffen. Für das Kind in dem oben genannten Beispiel ist die Angst vor der Strafe der Mutter in der Situation real, doch wenn ein Erwachsener in der gleichen Situation lügen würde, um einen Streit zu vermeiden, hat das nichts mehr mit echter Sorge um einen Menschen zu tun. Da will man einfach nur Unanehmlichkeiten aus dem Weg gehen.
Egal, um welche Notlüge es sich handelt:
Im Gegensatz zu anderen Lügen sind Notlügen Lügen, die man nicht in böser Absicht äußert, sondern eher in guter. Man plant dabei auch nicht, jemanden zu benachteiligen.
Labradorine

Notlüge-1 ist also eine Bevormundung eines anderen zu seinem vermeintlichen Wohl, während Notlüge-2 eine echte Lüge zum eigenen Vorteil darstellt. Diese Klassifizierung leuchtet ein, es handelt sich um zwei in der Tat unterschiedliche Sachverhalte.

Nicht ganz, wobei ich zugeben muss, dass ich da auch so meine Schwierigkeiten habe zu differenzieren.
Die Notlüge im engeren Sinne kann sich meiner Ansicht nach wie gesagt auch auf Selbstschutz beziehen. In der Regel wird man sie aber wohl in der oben beschriebenen Absicht anwenden - also z. B., um die kranke Oma vor noch mehr Kummer und Aufregung zu bewahren.
Diese Art der Lüge ist für mich das, was man "klassisch" unter einer Notlüge verstehen dürfte.
Mit dem von dir genannten Begriff der Bevormundung tue ich mich allerdings etwas schwer, weil dieser dem Ganzen einen zu negativen Touch verleiht.
Mit deinen Gedanken zur zweiten Notlüge hast du Recht - es handelt sich dabei quasi um eine echte Lüge, die in der Regel niemandem weh tut bzw. nicht darauf angelegt ist.
Nun müsste man auch noch "echte Lüge" und die anderen Arten und Spielereien der Lüge definieren, doch genau klassifizieren kann man diese Aussageformen sowieso nie.

Auf die Qualifikation als Bevormundung kam ich, weil man bei der Notlüge-1 eine Einschätzung für jemand anderen vornimmt, gleichsam an dessen Stelle, und diesen, wenn auch aus gutem Willen, davon abschneidet, diese Einschätzung selbst vorzunehmen. Man enthält jemandem durch eigene Entscheidung die Wahrheit vor.

Nach drei- oder viermaligem Durchlesen habe ich den ersten Satz verstanden - dass es so lange dauerte, lag aber auch daran, dass ich mehrfach "kann" statt "kam" gelesen habe.
Mit deiner Einschätzung hast du Recht. Das Problem ist wahrscheinlich das Begriffsverständnis von "Bevormundung". Ein anderes, wertneutraleres Wort wäre geeigneter, allerdings fällt mir gerade keines ein.

Eine Notlüge definiert sich eigentlich dadurch, daß durch eine Lüge ein Unheil abgewendet wird, das schwerer wiegt, als die Lüge selbst - und sie so legitimiert.
Das Verleugnen von Personen zum Schutz vor Dritten zum Beispiel ist die klassische Notlüge.

Nein in not ist man deshalb nicht. Man benutzt die Notlüge als ausrede.

Gute Frage,
aber eigentlich nicht wirklich,
.
wenn man aus unglückseligen Umständen heraus eine Notlüge verwendet hat, sollte man zu gegebener Zeit auch gleich die Wahrheit auf den Tisch packen.
.
Wurde man also Opfer von ungünstigen Umständen und konnte sich
eine kleine Lüge nicht verkneifen, um sich aus dem Moment zu retten, dann horche man auf sein Gewissen, wie notwendig die Realität im Gegensatz zur ausgesprochenen Lüge steht und dann muß man abwägen, ob es der Aufklärung bedarf oder nicht.
1000 , i.

ich halte die notlüge für sinnvoll, wenn sie nach definition erfolgt.
andererseits ist das immer eine auslegungssache.
und eine lüge ist und bleibt eine lüge

Meinst du meine Definition?
Hast du möglicherweise das Antwortfeld mit dem Kommentarfeld verwechselt?
Zu deinem Kommentar "und eine lüge ist und bleibt eine lüge ;)" würde mir jetzt ganz viel einfallen, aber lassen wir das. Sonst startet hier noch eine Ethik-Debatte in größerem Stil.

ich meinte die definition von highKnee ->
Eine Notlüge definiert sich eigentlich dadurch, daß durch eine Lüge ein Unheil abgewendet wird, das schwerer wiegt, als die Lüge selbst - und sie so legitimiert. ich mags einfach und trotzdem genau
aber deine definition ist ja die selbe, nur noch mehr charakterisiert.
und eine lüge ist eine falschaussage - egal wie sinnvoll oder schlecht sie war. eine lüge bleibt eine lüge

Ja - wenn eine Notlüge angewendet wird, ist die Wahrheit oft ganz verletzend oder beängstigend, das aus diesem Grund gelogen wird. Will ich mein Gegenüber schon benutze ich aus dieser Not eine Lüge.

Well, ich glaube das man angst hat die wahrheit zu sagen damit man nicht schlecht aussieht in den augen der anderen. Man hat angst jemanden zu verlieren. Luege ist luege, notluegen haben genau so kurze beine wie eine andere luege. Die wahrheit in liebe gesagt ist immer am besten.