Ist copyright heutigen zeit sinnvoll

Mal ganz ehrlich: hat Copyright noch Sinn? Wird sich da was ändern in Zukunft und wie glaubt ihr, könnte sowas aussehen?

7 Antworten zur Frage

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Ist Copyright in der heutigen Zeit noch sinnvoll?

Hat eventuell den Anschein, dass ich gegen Copyright bin. absolut nicht. ich hab nur vor kurzem einen Bericht gehört, der Copyright eher negativ bewertet. daher meine Frage.
es ist nicht nur sinnvoll sondern geradezu notwendig. Wenn Du in die Erforschung oder Entwicklung eines Produktes viel Geld reingesteckt hast, willst Du es beim Verkauf auch wieder zurückholen. Wenn Dein Nachbar dann zufällig das Produkt sieht und es eins zu eins kopiert, hat er den Vorteil, daß er es günstiger herstellen kann, weil keine Entwicklungskosten auf ihn zukamen und könnte Dich preislich ausbooten. Wer ist der Leidtragende?
um aber auch den zweiten Teil Deiner Frage zu beantworten:
Beim letzten Kanzlerbesuch in China wurde bereits eine Einigung in Bezug auf Copyright-Verstöße erwirkt. Was davon umgesetzt wird bleibt abzuwarten. In einigen Fernsehsendungen war aber auch schon zu sehen, daß bei einer Messe in Frankfurt einige Produkte entfernt werden mussten, die eindeutig als Plagiat zu erkennen waren. Ein Allheilmittel, das Copyright durchzusetzen gibt es nicht. Alles lässt sich kopieren.
Genau: letzlich ist die Abschaffung von Copyright tödlich für jedwede Innovation.
Je leichter Dinge verbreitbar und fälschbar sind, desto wichtiger ist sogar Copyright. Die richtige Konsequenz ist also, Markenrechte, Patente usw. international zu schützen und dafür ein globales System aufzubauen, am besten auch einen internationalen Patentgerichtshof. Eine Firma, die Millionen oder wie bei Arzneimitteln Milliarden investieren muss, bevor sie an den Markt gehen kann, ist darauf angewiesen, die Rechte an einem Produkt exklusiv zu besitzen. Dasselbe gilt für Software, Musik, Bilder etc. die wir alle gerne umsonst im Internet haben möchten, deren Herstellung aber auch Geld kostet.
Ganz so einfach ist es nicht.
1und im größten Teil Europas) gar kein Copyright, wir haben stattdessen ein Urheberrecht nach der Berner Konvention.
Anders als das Copyright ist das Urheberrecht nicht veräußerbar. D.h. der Autor behält das Urheberrecht, bis es ausläuft. Statt also das Urheberrecht an seinem Werk zu verkaufen, kann er Lizenzen bzw. Exklusivrechte an seinem Werk verkaufen bzw. jemand anderen mit der Verwertung des Urheberrechtes beauftragen.
Das Copyright dagegen ist komplett veräußerbar. Es gibt im angelsächsischen Recht z.B. den Begriff des "work for hire". Wenn du z.B. als Drehbuchautor für ein Filmstudio arbeitest, dann bekommst du kein Copyright an den Drehbüchern, die erhält das Filmstudio. Dies hat Vorteile bei allen Arbeiten, wo mehrere Personen zusammenarbeiten, weil dann das Copyright komplett bei einer Partei liegt, während die anderen ausbezahlt werden. Dies macht die künftige Verwertung einfacher. Der Nachteil ist, dass die Originalautoren keinerlei Einfluss mehr auf die künftige Entwicklung haben. Vom wirtschaftlichen Standpunkt hat das Copyright also einige Vorteile, vom künstlerisch-schöpferischen Standpunkt das Urheberrecht.
2. Außerdem gibt es keine "reine Schöpfung". Jedes dieser Werke kann nur entstehen, weil die Autoren, Erfinder oder Schöpfer auf einen breiten Fundus an kultureller Leistung der Menschheit aufbauen können.
Dies wurde bereits vor 900 Jahren sehr trefflich erkannt: Bernard von Chartres schrieb damals: "Wir sind Zwerge, und wenn wir weiter sehen als unsere Vorfahren, dann nicht wegen unserer Fähigkeiten oder dem guten Augenlicht, sondern nur, weil wir auf den Schultern von Giganten stehen." Isaac Newton griff diese Metapher auf, um sich und seine Leistung zu relativieren, und er schrieb an Robert Hooke: "Wenn ich ein wenig weiter gesehen hab, dann deswegen, weil ich auf den Schultern von Giganten stand."
Von diesem Standpunkt aus sind Schutzrechte und die daraus erwachsenen Lizenzgebühren nichts anderes als Zäune und Mautgebühren für den Weg auf diese Schultern. D.h. niemand schafft etwas nur aufgrund eigener Leistung, sondern der größte Teil der Schöpfung besteht aus dem, was Generationen von Vorläufern geschaffen haben.
Daraus ergibt sich:
4) Schutzrechte werden gern missbraucht, um sich Rechte an Werken zu verschaffen, die man nicht selbst geschaffen hat, aber mit denen es Zusammenhänge gibt, die, wie wir oben gesehen haben, unvermeidlich sind. Das klassische Beispiel sind Disneys Filme. Disney schafft abgeleitete Werke von bekannten Werken und vermarktet und umstellt sie mit Schutzrechten dermaßen, dass man auf das Original kaum noch zugreifen kann, ohne Disneys Schutzrechte zu verletzen. Ähnliches ist bei Genpatenten zu beobachten. Eine kleine genetische Veränderung wird so geschützt, dass man nicht mal mehr den Originalorganismus nutzen kann, ohne gegen die Genpatente zu verstoßen. So ging es einem kanadischen Rapsfarmer. Dessen Nachbar hatte Raps von Monsanto angebaut, und die Ernte des ersten Farmers hatte daraufhin teilweise Monsanto-Gen abbekommen, weil Blütenstaub vom zweiten Feld auf das erste gelangte. Nach einem langen Rechtsstreit verlor der erste Farmer seine gesamte Ernte an Monsanto, obwohl er nie mit Monsanto zusammengearbeitet hatte.
Natürlich. Es ist nur nicht mehr so sicher.
Und was beachtet werden sollte: Da viele immer noch auf ihre Webseiten als Beispiel das Copyright setzen, wären die vor Gericht voll auf die nase gefallen im Falle eines Rechtsstreites. Ein findiger Anwalt würde die fertig machen. Denn da es kein Copyright in Deutschland gibt, kann man auch nicht dagegen verstoßen. Das sind die Kleinigkeiten die Juristen so wertvoll machen