Hundeproblemverhalten lösung

Ich befasse mich seit längerer Zeit mit Hunden und ein bevorzugter Bereich von mir ist Erziehung und "Problem"verhalten, wobei dies ja ein weitgestreuter Begriff ist. Was mir dabei immer wieder auffällt und zwar sowohl in der "realen" Welt und hier sogar verstärkt ist die Pauschallösung Rudelführer bzw. Dominanz. Man muss sich hier nur mal einige Fragen bezüglich irgendeines Problemes mit Hundeverhalten durchlesen und egal ob es sich nun um Stubenreinheit, Zurückkommen, Leineziehen, Beschützerverhalten oder Angstaggression handelt, in einem Großteil findet man immer und immer wieder mind. eine Antwort in der groß das Wort Rudelführer in den verschiedensten Variationen posaunt wird, meist mit wenig Hintergrund oder gar Bezug auf das Verhalten selbst. Manchmal kann ich nicht anders es zu kommentieren, in den meisten Fällen entlockt es mir nur noch ein genervtes Grinsen. Anklang finden solche Antworten jedoch immer, weiß doch jeder, dass es wichtig ist Herr über seinen Hund zu sein. Ich bestreite nicht, dass es so etwas wie eine Rangordnung gibt und ich bin die letzte, die sagt, dass es egal ist wo Hund in dieser steht. Jedoch käme ich niemals auf die Idee einen Hund, der nicht gleich stubenrein wird oder an der Leine zieht, nach einer Woche bei mir noch nicht zuverlässig zurückkommt oder einfach einmal einen Fehler macht mit irgendwelchen Rangordnungsregeln zu bombadieren. Das entbehrt jeder Grundlage, jedenfalls dann, wenn man sich mal ein wenig mit dem Lernverhalten der Hunde auseinandersetzt. Problemverhalten ist meist etwas komplexer, als es mit einem einfachen und völlig primitiven "ich Chef, du nix" zu lösen. Woher diese Binsenweisheit kommt, brauche ich nicht zu fragen - es wurde Jahrzehntelang propagiert und hat sich in den Köpfen festgesetzt und dabei Massen an Hunden das Leben zur Hölle gemacht, da sie unverstanden mit Alpha-Würfen, Nackenschüttlern, Schnauzengriff und sinnlosen Dominazregeln "erzogen" wurden und in vielen Haushalten und sogar manchen Hundeschulen immer noch werden. So ganz nebenbei halte ich diese Worte immer wieder für gefährlich - wie gesagt, ich bestreite nicht, dass es eine Rangordnung gibt, aber leider gibt es massenhaft Interpretationen einer solchen und nur selten würde mein Gegenüber verstehen, was ich mit einer solchen überhaupt meine - die Gefahr, dass er es falsch versteht und nun glaubt seinen Hund "dominieren" zu müssen, ist viel größer, denn das ist die übliche Interpretation, wenn das Wort Rudelführer oder Rangordnung, etc fällt. Da ich hier aber eigentlich keinen Monolog halten soll, sondern eine Frage stellen, so würde ich gerne wissen, wie denn die so gerne propagierte Rangordnung zu interpretieren ist. Vor allem weil der Tip bei einer Erziehungsfrage "du musst der Boss sein" ja sehr schwammig ist - was genau soll man denn eigentlich tun, um der Boss zu sein? Also. 1 Wie erkenne ich wer in einer Rangordnung wo steht? 3ich verspreche übrigens, dass sich 99% der Hunde darüber freuen werden, in unserer Welt die Führung zu übernehmen überfordert nämlich jeden Hund! Welche Eigenschaften hat und braucht ein erfolgreicher Rudelführer? Bitte sehr, meine Fragen - ich bin gespannt auf die Antworten

13 Antworten zur Frage

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Hundeproblemverhalten und Lösung

Also, ich selbst habe auch einen Hund - einen Weimaraner - bei denen vielleicht bekannt ist das der Hund eine "harte Hand" braucht. Es ist immer wichtig das eine Herachie in der Familie mit Hund herrscht, also der Hund steht immer unter der Familie die Familie führt den Hund nicht der Hund die Familie. Der hund soll nicht ausgeschlossen werden aus der Familie sondern nur merken, dass er unter allen anderen Familienmitgliedern steht.
Bei einer falschen Ordnung musst du deinem Hund Befehle geben einfach aus der Laune heraus z.B. Geh in dein Körbchen! Das ist nur dafür da damit er merkt, ich musse das tun was sie sagt. Auch wenn der Mal im Weg stehen sollte, dann musst du ihn einfach wegschupsen! Ich weiß in der ersten Zeit als ich meinen Hund hatte tat er mir immer Leid als ich ihn weggeschupst hatte oder ihn aus der Laune heraus weggeschickt hatte, doch nun gehorcht er sehr gut und man hat sehr viel Spaß mit ihm
Hi - zuerst mal!
Ich kenne nur wenige Hunderassen, von denen ich noch nicht irgendwo gehört habe, dass sie eine "harte Hand" brauchen, insofern glaube ich dir das gerne
Ich stimme dir zu eine Hierachie muss in der Familie herrschen. Dass der Hund unter der Familie stehen muss, denke ich ebenso, auch wenn mir die Ausdrucksweise Bauchschmerzen bereitet - hat irgendwie was von Unterdrückung, aber egal. Auch das mit dem ab und an wegschupsen oder das hin und wieder ignorieren , finde ich einen wichtigen Faktor, je nach Hund natürlich öfter/stärker angewandt und alles mit Maß und Ziel, aber gut und wichtig.
Und immer wieder mal einen Befehl üben ist ohnehin gut für den Gehorsam
Ich finde deine Fragen interessant. Und sie sind für mich auch nicht leicht zu beantworten. Ich habe selber einen Hund und halte ihn auch für halbwegs gut erzogen aber ich sehe mich selbst nicht unbedingt als Rudelführer. Und über Rangordnung und co. hab ich mir nie großartig gedanken gemacht. Ich habe nie versucht meinen Hund zu unterdrücken, ich habe ihm nur Grenzen aufgezeigt die er einhalten sollte und meistens auch einhält. Und wenn er nicht sofort gehorcht wird er auch nicht gleich bestraft. Er bekommt oft mehrere chancen zu gehorchen ehe ich "lauter" werde.Unser zusammleben klappt super. Klar hat er auch Eigenarten und Macken aber wer hat die nicht? Ich sehe meinen Hund eher als Familienmitglied der genau so Regeln einhalten muss wie alle Mitmenschen hier auch. Ich sehe mich eher als Vertrauensperson und Lehrer für meinen kleinen Matz und nicht als Boss. Aus Hundesicht mag das anders aussehen aber ich kann jetz nur für mich sprechen. Ich möchte ihm ein guter Freund und Begleiter sein und ihm auch seinen eigenen Willen lassen und nicht versuchen diesen Willen zu brechen oder seinen Charakter zu verändern. Und meinem Hund gehts super. Er hört ganz gut und kann sich auch benehmen.
Ich hab zwar damit deine Fragen nicht beantwortet aber ich wollte das mal loswerden zu dem thema.
Dein Monolog war sehr lang und ich wollte schon aufhören zu lesen. Aber hier doch die Fragen kurz beantwortet,
1. Da Du Dich schon wie geschrieben sehr lang mit dem Thema beschäftigst, hast Du doch eigentlich alles drin. Schau hin und Du siehst die Rangordnung. Nur der selbst ernannte Rudelführer Mensch ist oft fehl am Platz.
2. Bereits in 1. beantwortet. Die Tiere regeln das.
3. Es gibt keine falsch gelistete Ornung. Nur der Mensch müsste ausgetauscht werden. Läuft im Rudel was falsch regelt sich das von alleine.
4. glaube mir er hat sie. Wenn nicht siehe Punkt 3.
Wenn dir der Monolog zu lang war und dich das nicht interessiert, warum hast du ihn dann fertig gelesen? Ich zwinge doch niemanden dazu.
aber zu deinen sehr interessanten Antworten
1das wäre für dich dann aber wohl doch zu lang z). Mit meinen Fragen wollte ich primär die vielen Rangordnungspropagonisten zum Denken anregen, was sie denn da eigentlich propagieren und was das denn eigentlich bedeutet. Und wenn nur einer sich jetzt am Kopf kratzt, wars schon sinnvoll
Bereits beantwortet habe ich es in meinem Text in keiner Zeile, obwohl du mit deinen Worten "Schau hin" sogar recht hast, auch wenn ich annehme, dass du es anders meinst als ich und ich es auch eher zu 2also zB eine Definition. was hat "die Tiere regeln das" mit "Wie erkenne ich wer wo steht?" zu tun?
3) Hier habe ich mich wohl etwas missverständlich ausgedrückt. Ich meine mit "falsch gelisteter Ordnung" eine Rangordnung in der Hund denkt die Führung übernehmen zu müssen. Warum genau der Mensch ausgetauscht werden müsste verstehe ich nicht. Würde es nicht reichen, wenn er beginnt sich anders zu verhalten?
Was meinst mit "im Rudel läuft was falsch"? Wann läuft denn etwas falsch und regelt sich nicht immer alles von alleine, nur vielleicht nicht immer so wie Mensch es will?
4) Ist interessant - ja ich gehe auch davon aus, dass ein erfolgreicher Rudelführer auch die Eigenschaften hat, die er dazu braucht. Meine Frage war allerdings, welche das denn wären. auch in Punkt 3 sehe ich kein Wort, das eine Eigenschaft beschreibt, tut mir Leid, das wirst du mir näher erklären müssen.
Richtig, die Einleitung war lang. Ich habe sie jedoch fertiggelesen. w e i l es mich interessiert hat. Ich meinte damit die Beantwortung Deiner Frage hätte mehr Antworten erbracht und verdient bei einer gezielteren Fragestellung und nicht so ausführend. Das ist keine Kritik, ich muß aber immer wieder feststellen, daß kurze und gezielte Fragen mehr Erfolg haben; den Du doch sicher auch wolltest. 2 Antworten, meine abgezogen, und davon eine am Thema vorbei ist für diese Frage zu wenig. Werde aber mit Dir über PN das Thema nochmal anschneiden; wenn es Dir recht ist.
Hätte ich mich mit dem Thema noch nicht befasst und ich wollte einfach irgendwelche Antworten zu "was ist eine Rangordnung?" etc. wäre es wohl wirklich sinnvoller gewesen, ich hätte den Monolog weggelassen, dann hätte ich wohl von irgendwelchen Menschen, die sich in ihrem Leben noch nie Gedanken über sowas gemacht haben die kurze Antwort "das ist wenn du Chef über deinen Hund bist" oder auf die Frage, wie kann ich das ändern die typischen Dominanzregeln aufgelistet bekommen. Dann hätte ich die einzelnen Antworten lang und breit kritisch kommentieren müssen, bis irgendjemand gefragt hätte, warum ich denn frage, wenn mir denn die Antworten so überhaupt nicht passen. Nicht sehr sinnvoll also.
Wie gesagt, ich ärgere mich regelmäßig über solch unüberlegte Antworten, will sie also nicht provozieren, sondern diese anregen darüber nachzudenken, was sie da reden. Antworten sind mir viele recht, solange sie zum Thema passen und zeigen, dass sich Mensch wirklich Gedanken zum Thema gemacht hat und nicht einfach nachplappert, was er irgendwo mal gehört hat. Ich denke, dass das hier besonders wichtig ist, weil hier echt mit Problemem mit ihren Hunden kommen und dann teils unüberlegt Sachen gesagt werden, wo mir der Hund dann Leid tut, wenn das Gesagte mit der richtigen/falschen Interpretation angewandt wird. Ich brauche nicht Massen an Antworten, ich brauche Menschen, die zuerst denken und dann schreiben, was auch den Effekt hat, dass die die nicht bereit sind darüber nachzudenken auch merken, dass sie zu solch einem Thema nix zu sagen haben.
Übrigens denke ich nicht, dass lisi_mckay's Antwort am Thema vorbei geht. In meinen Augen beantwortet sie mit der Beschreibung ihres eigenen Verhaltens sogar mehr meine Frage nach einer überlegten Interpretation zum sozialen Rang, als die anderen beiden vorhandenen Antworten - ich denke sie ist eine gute Rudelführerin und zwar ohne je einen Gedanken daran verschwendet zu haben.
Du darfst gerne auch per PN mit mir über das Thema reden, wenn dir das lieber ist. Ich hätte aber auch nix dagegen, dass es öffentlich bleibt, immerhin soll es zum Nachdenken anregen
T´schuldigung, hat etwas gedauert. Mußte mich erst einem Butterbrot, Rührei mit frischem Schnittlauch und eben geernteten Tomaten und einer Flasche Weißherbst sprich Rose´widmen.
Ich wollte deshalb gern den Weg der PN wählen, weil mi vor kurzem eine schöne Diskussion, kein Blödsinn, von einem Mod abgewürgt wurde wegen Chat.
Zum Thema Nachdenken und Diskussion anregen hast Du mit Deiner Einstellung zwar Recht, aber wie Du siehst erzielst Du damit leider keine Resonanz. 3 Antworten sind für das Thema zu wenig.
Öffentlich macht mir nichts aus, meinen Beweggrund habe ich genannt. Die Frage als solches ist durch. Keiner interessiert sich mehr dafür. Muß leider immer wieder festtellen, daß eine Frage mehr oder weniger gut beatwortet wird und dann zieht die Karawane weiter auf erhaschen von Punkten und Bonuspunkten.
Zurück zum Thema.
Deine Antwort
Kommen wir zu 2). was hat "die Tiere regeln das" mit "Wie erkenne ich wer wo steht?" zu tun?
Ich meine damit, daß die Rangfolge bei Beobachtung ersichtlich wird. Sprich also Anführer oder Alphatier, auch in der Reihenfolge wer darf zuerst an den Futternapf. Oder bei meinen Katzen zu beobachten. Chef sitzt morgens als Erster am Türspalt um Herrchen und Frauchen zu begrüßen, danach nach Rangstufe sitzt der Rest der Bande. Chef ist zuerst am Napf und alle Anderen halten Distanz. Ein Tier aus der Bande wird von einer Nachbarkatze attakiert und schreit. Chef eilt hinzu und hilft und vertreibt den Angreifer.
Ich meine mit "falsch gelisteter Ordnung" eine Rangordnung in der Hund denkt die Führung übernehmen zu müssen. Warum genau der Mensch ausgetauscht werden müsste verstehe ich nicht. Würde es nicht reichen, wenn er beginnt sich anders zu verhalten?
Antwort.: Der Hund denkt nur dann er müßte die Führung übernehmen wenn sich Rudelführer Mensch als schwach zeigt, keinen Führungsstil zeigt oder unfähig ist. Hier beginnt der Ansatz der Mensch als der Stärkere müßte ausgetauscht werden. Geht aber nicht. Hier kommen Deine bemitleideswerten Tiere zum Tragen. Daß der Mensch sich ändert wäre eine Möglichkeit ist aber nicht möglich. Ich beobachte in meiner Nachbarschaft ein junges Paar mit zwei Hunden. Jeder ruft ander Befehle keine Rangordnung die Tiere sind total verstört, was nur zu erneutem Geschrei und weiterer unsinniger Befehle führt.
3) Wie könnte ich bei einer wirklich falsch gelisteten Ordnung das Ruder herumreißen und dem Hund klarmachen, dass er nicht die Führung übernehmen muss?
Wie ich schon sagte, es gibt keine falsch gelistete Ordnung und Du mußt kein Ruder herumreißen, im Rudel erledigt sich das von selbst. Ein Schwächling wird nicht lange das Sagen haben. Wenn Du jedoch darauf anspielst daß das Rudel aus Familie und Hund besteht und dann der Hund meint er wäre der Chef, hast Du was falsch gemacht. Hier hilft aber kein Internet sondern eine gute Hundeschule, oder wie gesagt Mensch austauschen
hach entschuldige - jetzt hast du auch mal schön lang geschrieben und ich komm nicht dazu zu antworten - Sorry!
Ich meld mich morgen
die Sache mit den Mods hatte ich nicht bedacht - ist mir allerdings auch noch nie passiert - ich hab jetzt ein paar Screenshots gemacht, sollte das Zeugs hier tatsächlich gelöscht werden, obwohls nett wär, darauf hingewiesen zu werden, die Diskussion doch im privaten weiterzuführen, wenn wirklich jemand denkt, dass das hier nicht angebracht ist.
Bezüglich der Länge der Frage kann ich sie ja in ein paar Wochen ohne den Monolog wiederholen und schauen, ob da wirklich Sinnvolleres herauskommt oder ich mich einfach nur über dumme Antworten der Punktejäger ohne Hirn ärgern muss.
Ich war von deiner Antwort überrascht und bin gerade einige Minuten dagesessen und hab nach einem Ansatz zum Antworten gesucht. Ich werd mal versuchen einfließen zu lassen, wie ich meine Fragen beantworten würde.
Beginnen wir mit Frage 1, die du mit "schau hin, dann siehst du die Rangordnung" beantwortet hast. Wie schon gesagt, ich würde den Satz eher zur Frage 2 schanzen, die aber ganz klar mit der ersten in Verbindung steht.
Ich vergleiche Rangordnung gerne mit der Hierachie in einer Firma - jeder hat seinen Platz und seine Aufgabe und je nach Platz auch ganz bestimmte Rechte und Pflichten. Die schwierigste ist definitiv die des Chefs, denn er trägt die meiste Verantwortung - eine Verantwortung, der sich in meinen Augen nur wenige Hundehalter bewusst sind. Dafür darf man als Chef natürlich auch bestimmen, was passiert, immerhin muss man am Ende ja auch dafür grade stehen. Auch das Wort selbst beschreibt sich eigentlich ganz schön - eine Ordnung in der jeder einen gewissen Rang hat. In unserer leistungsorientierten Welt wird leider viel zuviel Wert auf das Wort Rang gelegt und die Ordnung vergessen, und das obwohl es den Rang ohne die Ordnung doch eigentlich gar nicht geben würde.
Wie erkennt man nun wer wo steht? Hinschauen ist das Entscheidende, da hast du vollkommen Recht - ohne schauen, kann ich nix sehen und ohne sehen nichts erkennen. Zuerst mal sollte man vielleicht unterscheiden Mensch-Hund und Hund-Hund, obwohl die Unterscheidung gleichzeitig sinnlos ist, da es ja nicht so unterschiedlich sein kann. Ich denke dennoch, dass man es getrennt behandeln sollte. Zuerst mal zur Unterscheidung Hund-Hund:
Anhaltspunkte gibt's massenhaft, jedoch wäre ich gerade bei der Reihenfolge bezüglich Futter oder auch Pinkeln vorsichtig. Ich kenne zwei Hunde bei denen immer der Kleine über die Markierung des Großen pinkelt und wenn mir auf Grund dessen jemand sagt, der Kleine sei der Boss, würde ich ihn wohl einladen die zwei doch mal zu Hause zu beobachten. Ein eindeutigeres Verhältnis als bei den Beiden ist mir noch nie untergekommen und zwar sonst in allen Einzelheiten und trotzdem pinkelt Lenny sehr oft über Pascha's Markierung. Alle Mehrhundehalter, die ich kenne füttern ihre Hunde getrennt, um Futterneid und die dazugehörigen Streiterein zu vermeiden - sprich: jeder hat seinen eigenen Napf, da drin gibts die eigene Ration und Punkt. Wird schwierig in dieser Situation zu erkennen, wer Boss ist. Abgesehen davon, kann es auch sein, dass Boss gerade satt ist oder das heute angebotene Futter nicht mag oder was auch immer. Diese Kriterien wie wer begrüßt zuerst, wer frisst zuerst, wer pinkelt als letztes, wer schläft wo sind alle gut und schön und letztenendes auch richtig, aber immer nur, wenn man sie im Kontext betrachtet und wirklich hinschaut, ein flüchtiger Blick und eine Runde Pauschalisierung reicht nicht und kann schnell zu falschen Schlussfolgerungen führen.
Super fand ich dein Bsp. mit der Chef kommt zu Hilfe wenns brenzlig wird - das halte ich für ein viel wichtigeres Merkmal, als die anderen, denn helfen tut wirklich der Chef - wär könnte das denn besser? Ich finde man sieht aber auch im restlichen Verhalten oft, wer "höher" steht. Der Hund dem Platz gemacht wird, der viel Aufmerksamkeit bekommt, dem man schnell mal das Spielzeug überlässt, sprich: dem andere Hunde mit viel Respekt begegnen, hat meist auch einen höheren Status.
Weitergeht's immer noch mit der derselben Frage, allerdings nun in der Kombination Hund-Mensch. Dies halte ich deshalb so wichtig, da ja jeder immer sofort schreien kann "dein Hund ist Rudelführer und nicht du" und das teilweise aus nur 2 oder 3 Zeilen, die ein Problem schildern - da frage ich mich oft "ja woher wissen die denn das?" immerhin hatten wir ja grade festgestellt, um zu erkennen wer Rudelführer ist, muss ich erst mal hinschauen. hmmmm, geht halt schlecht übers Internet.
Ich halte die Frage aber auch mit der Möglichkeit zum Hinschauen für überaus schwierig - glaubt ein Hund wirklich Rudelführer zu sein, wenn ich ihm sein Futter gebe, bevor ich selbst esse oder wenn er vor mir durch die Tür gehen darf? Sorry, daran glaube ich nicht. Es ist zu subtil und es pauschalisiert. mal wieder. Bei mir gibt's nur Futter, wenn Hund sich vorher geduldig wartend hinsetzt, unabhängig davon wann ich esse und wer an der Tür drängelt, geht als Letzter. War man aber wiederum brav und geduldig, so ist es mir eigentlich völlig egal, wenn Hund vor mir rausgeht, ist Hund grade in der Lernphase kann man das "vorgehen" sogar belohnend einsetzen, wenn er es mal geschafft hat ruhig zu warten.
Ich denke ein Faktor, an dem man wirklich sieht, dass Hund die Bürde des Chefs zu tragen glaubt, ist der gefürchtete Beschützerinstinkt. Aufpassen sollte man dabei aber, dass man nicht Unsicherheit des Hundes mit Beschützerinstinkt verwechselt, denn beides kann sich in Form von verbellen von möglichen Gefahren auswirken. Ich sitte einen Schnauzermix, bei dem ich das erste Mal in meinem Leben tatsächlich und eindeutig sagen konnte "das ist Beschützerverhalten" und zwar deshalb, weil er es von einer Minute auf die andere einschaltete, als sein Frauchen die Straße entlangkam,kaum war sie im Supermarkt verschwunden, war er wieder ganz normal und hatte nicht mehr das Bedürfnis imaginäre Feinde zu vertreiben. Er scheint also nicht zu denken, dass ich nicht in der Lage bin, die Situation zu kontrollieren, bei seinem Frauchen ist das etwas anderes. Sie ist weniger "stark" und gehört beschützt - und er übertreibt maßlos beim Beschützen, was daher kommt, dass er als Hund in unserer Welt mit einer Führerrolle einfach überfordert sein MUSS.
Ob ein Hund einen nicht als Boss anerkennt, wenn er diesen und jenen Befehl nicht ausführt kann sein oder auch nicht. Das Ausführen von Befehlen ist einfach von mehreren Faktoren abhängig - Training, Ablenkung und sonstige Umfeldbedingungen , Motivationsfaktor und letzenendes der Rudelführerfaktor, wobei ich den als vernichtend klein ansehe. Habe ich einen gut trainierten Hund, kaum Ablenkung und evtl noch ein gutes Leckerli, wird er den Befehl auch bei einem völlig Fremden ausführen, dazu muss er ihn nicht als Rudelführer akzeptieren. Natürlich wird ein Hund der sich als Führer sieht auch nicht sonderlich gut folgen, aber als Erkennungsmerkmal für "Hund glaubt er ist Boss" halte ich das Nicht-Ausführen von Befehlen nicht geeignet. Für viel wichtiger halte ich dagegen wieviel Aufmerksamkeit einem der Hund schenkt - eine Sache die man übrigens auch üben kann und sollte.
Ich werde Frage 4 vorziehen. Welche Eigenschaften braucht nun ein erfolgreicher Rudelführer? - kurz: Ruhe, Selbstbewusstsein und Souverainität.
Kommen wir zurück zum Firmenbeispiel und stellen wir und drei verschiedenen Chefs vor.
Chef 1: Ist so ein richtiges Ar*loch - er arbeitet nur mit Druck, beschimpft seine Mitarbeiter regelmäßig und kann nicht in normaler Lautstärke reden.
Chef 2: Ist ein Weichei. Er entschuldigt sich für alles und jeden, ist unfähig Entscheidungen zu treffen, weil er niemanden beleidigen will und lässt sich von den intriganten Mitarbeitern schnell an der Nase herumführen und wird zu ihrer Marionette.
Chef 3: Ist gerecht, aber weiß was er will und kann dies auch durchsetzen, wenn es sein muss. Trotzdem ist seine Beziehung zu den Mitarbeitern gut und er bemüht sich um ein entspanntes Arbeitsklima und versucht auf jeden einzugehen. Sollte es aber brenzlig werden, übernimmt er aber auch die Vera
Verantwortung - sollte das letzte Wort heißen.
Ich denke, niemand muss lange überlegen welcher Chef auf Dauer der erfolgreichste sein wird. Niemand arbeitet gut unter Druck und wenn man den Chef nicht mag, tut man immer nur das Nötigste. Ebenso wird man aber immer jemandem auf der Nase herumtanzen, sollte er einem andauernd die Gelegenheit dazu geben. jeder ist sich selbst der nächste.
Ruhe, Selbstbewusstsein und Souverainität zeugen davon, dass man die Situation unter Kontrolle hat - man regelt das schon. Hund muss sich also keine Sorgen machen und kann entspannt seinen Platz in den hinteren Reihen einnehmen.
Ob man dafür nun wirklich den Mensch austauschen muss? Nun ja, vielleicht hast du damit gar nicht so unrecht, aber wie du schon sagst geht das oft nicht so einfach. Insofern sollte man versuchen diesen Menschen klar zu machen, was denn da eigentlich falsch läuft und auch wenn man seine Persönlichkeit nicht einfach so drehen kann, so kann man doch versuchen einige Dinge einzuhalten - das wird die Situation vielleicht nicht immer völlig lösen, aber oft hilft es sie vom Unerträglichen ins Erträgliche zu versetzen und das ist dann schon was.
Etwas, das ich vielleicht noch vergessen habe ist Konsequenz. Mit der gehe ich allerdings zur Frage 3 über.
Will ich nun in einer "falsch" bestehenden Ordnung oder auch wenn ich einen Hund neu bekomme eine mir angemessene Ordnung schaffen, so ist Konsequenz und auch eine gewisse Struktur dabei unerlässlich. Ich stelle eine Regel auf und an die wird sich gehalten. Es ist nicht wichtig ob Hund im Bett schlafen darf oder nicht, viel wichtiger ist, dass ich mich einmal für eine Version entscheide und dann dabei bleibe. Ebenfalls werden meine gegebenen Kommandos ausgeführt und Punkt. Das heißt aber auch, dass ich mir im VORHINEIN überlegen muss, welches Kommando ich meinem Hund denn "zumuten" kann. Einen Hund, der grade ein paar Mal brav im ruhigen Garten oder im Haus auf "Hier" reagiert hat, kann ich nicht aus 10m Entfernung mitten im Spiel mit anderen Hunden mit einem "Hier" bombadieren und dann auch noch erwarten, dass er es verlässlich ausführt. Das ist, als würde ich von einem Schulanfänger verlangen eine Integralrechnung durchzuführen. Es ist also die Aufgabe des Chefs vorher zu überlegen was er will und zwar sowohl an Regeln, als auch beim Geben von Kommandos - denn dann ist es auch für alle möglich, sich an die Regeln zu halten und der Faktor Konsequenz kann sich erfüllen. Es bietet sich übrigens auch an den Hund AB UND ZU zu ignorieren, wenn er etwas will oder wie schön in der ersten Antwort steht, ihn auch mal Platz machen zu lassen, wenn ich wo gehe und nicht drumherumgehen. Häufigkeit und Intensitäten von solchen "Machtbezeugungen" von denen es Unmengen gibt, sollten aber auf den Hund abgestimmt werden - jeder Hund ist anders und braucht eine andere Behandlung.
Und nun ja - zu versuchen gerade in heiklen Situationen ruhig, souverain und selbstsicher aufzutreten, kann definitiv nicht schaden.
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So, das ist jetzt sogar noch länger geworden, als ich erwartet hatte - ich hoffe es war interessant genug, um es durchzulesen. Zu deinem letzten Satz möchte ich noch etwas sagen. "Hier hilft aber kein Internet sondern eine gute Hundeschule." Ich denke, wenn ich Probleme mit meinem Hund habe, hilft eine gute Hundeschule immer mehr als Internet, aber wie man hier oft sieht wollen die eine schnelle und billige Lösung und stellen ihre Fragen hier, an einem Ort der meiner Meinung nach ungeeigneter nicht sein könnte. Du hast es schon sehr schön beschrieben. Die meisten hier lesen Fragen auf der Suche nach leicht verdienten Punkten und machen sich oft nur wenig Gedanken, was sie da eigentlich antworten. Wenn ich mir dann einen gutgläubigen Fragesteller vorstelle, der einfach mal am Hund ausführt, bekomme ich teils eine Gänsehaut.
Es gäbe durchaus auch einschlägige Foren im Internet, wo man auch wirklich gute Antworten auf Verhaltensfragen bekommt, aber bei den meisten muss man sich zuerst mal anmelden, dann vorstellen und dann kann man erst fragen. Nun ja, da geht eine Gastfrage hier doch viel einfacher.
Eben deshalb habe ich diese Frage hier gestellt. Resonanz hin oder her, nicht jeder, der das Ganze gelesen hat, muss was dazu schreiben und vielleicht hält sich der eine oder andere beim nächsten Mal zurück und gutgläubiger Fragesteller denkt nicht seinen Hund ab nun dominieren zu müssen, obwohl vielleicht einfach etwas Zeit und gezielteres Training reichen würden, um das Problem zu lösen. Ich glaube nicht, die ganze LycosIQ Welt gekippt zu haben, aber mir ist die Sache in letzter Zeit zunehmend am Nerv gegangen, bis ich eben diese Frage stellte
Ich hab mir das mal ausgedruckt und werde es mir zu Gemüte führen.
Wenn ich es auf die Reihe bekommen habe, muß doch etwas darüber nachdenken und analysieren, melde ich mich wieder. VERSPROCHEN.