1 aus welchen gründen ist tocharische sprache ausgestorben

Tocharische Sprachen – Wikipedia Die ausgestorbene tocharische Sprache gehört zur indogermanischen Sprachfamilie und wurde in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausend n. Chr. im Tarimbecken im heutigen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang im äußersten Nordwesten Chinas gesprochen. Seit 1890 wurden ungefähr 7.000 Handschriftfragmente vorwiegend aus dem 5. bis 8. Jahrhundert entdeckt, die zu 90 % Übersetzungen und Bearbeitungen buddhistischer Sanskritwerke und wie die Originaltexte in der nordindischen Silbenschrift Brahmi geschrieben sind. C14-Datierungen zeigen jedoch, dass noch im 12. Jahrhundert Tocharische Texte abgeschrieben worden sind. 1908 gelang es den deutschen Sprachwissenschaftlern Emil Sieg und Wilhelm Siegling erstmals, die Manuskripttexte zu lesen und ihre Sprache als indogermanisch zu identifizieren. Sie schlugen den Namen „Tocharisch“ vor und differenzierten die beiden Sprachvarianten Tocharisch A / Ost-Tocharisch und Tocharisch B / West-Tocharisch. Nur in Tocharisch B liegen neben religiösen Texten auch Gebrauchstexte vor. Dies führte zu der Theorie, Tocharisch A sei zum Zeitpunkt der Entstehung der Quellen eine „tote“, rein liturgische Sprache gewesen, Tocharisch B die lebende Alltagssprache. Nach einer anderen Theorie bilden die beiden Varianten räumlich getrennte Dialekte, wobei Ost-Tocharisch in der Oase Turfan gesprochen worden sei, West-Tocharisch dagegen vorwiegend in der Region um Kucha. Bis heute ist umstritten, ob Ost- und West-Tocharisch als zwei Dialekte derselben Sprache oder zwei getrennte Sprachen zu bezeichnen sind. Die Existenz einer dritten Variante des Tocharischen, Tocharisch C genannt, kann in Spuren aus Lehnwörtern in Prakrit-Texten aus der Region um Loulan abgeleitet werden. Das Tocharische bildet einen eigenen Zweig innerhalb der indogermanischen Sprachfamilie und weist keine enge Verwandtschaft zu den ihm benachbarten indogermanischen Sprachen auf. Auffällig ist, dass es - obwohl es die am weitesten östlich beheimatete indogermanische Sprache ist - zur westlichen Gruppe der Kentumsprachen gehört, nicht zu den östlichen Satem-Sprachen: So heißt das für die Unterscheidung maßgebliche Zahlwort hundert auf Tocharisch A und B känt bzw. kante. Die Entdeckung, dass das Tocharische eine indogermanische Sprache ist, hat viel dazu beigetragen, dass die Einteilung in Kentum-Sprachen und Satem-Sprachen sehr stark an Bedeutung verloren hat.

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1.) Aus welchen Gründen ist die tocharische Sprache ausgestorben?