10 gebote wieso heißt nicht

In welchen alten Sprachen liegen die 10 Gebote überhaupt vor? Wie ist dort die Formulierung? Ist die im Deutschen vorhandene Differenzierung zwischen Sollen und Müssen dort auch bereits angelegt? Wenn ja, wieso sind die Gebote so abgeschwächt formuliert? Welcher mögliche Dispens ist ihnen inhärent?

16 Antworten zur Frage

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10 Gebote: wieso heißt es "du sollst nicht" und nicht "du darfst nicht"?

Ich stelle als Zwischenbilanz fest, dass ich auf meine Frage zwei unterschiedliche Stränge von Antworten erhalten, die kontradiktorisch sind:
ahebräischen) Original gemeint: "Du darfst nicht"
b) das "Soll" wurde bewusst so formuliert und impliziert, trotz massiver Strafandrohung, eine gewisse Entscheidungsfreiheit.
Die Variante zu b) erscheint mir insofern zweifelhaft, dass auch bei einem dezidierten Verbot Entscheidungsfreiheit besteht, und es kann eben befolgt werden oder nicht, d.h. der Verweis auf die Entscheidungsfreiheit impliziert nicht denknotwendig die philologische Lesart eines "nur"-Sollens.
Es ist eine Frage der Übersetzung. Für viele Worte gibt es keine direkte eins zu eins - Übersetzung. Manches, wie zum Beispiel dieses hier, wird in manchen Sprachen sogar nur durch eine grammatikalische Konstruktion ausgedrückt.
Die Übersetzung könnte heißen: "Du darfst nicht", "du sollst nicht" oder auch "du brauchst nicht" in dem Sinne, du hast es nicht mehr nötig, wenn du eine so weise und ausgeglichene Person geworden bist, dass sie "heilig" = "heil" = "körperlich, geistig und seelisch vollkommen gesund" ist.
Übersetzungen sind immer Interpretationssache - und lesen dann noch einmal.
Wie lautet denn die Stelle in der Sprache, aus der ins Deutsche übersetzt wird/wurde?
Ich habe eine hebräische Bibel - aber ich hab' jetzt echt keine Lust, da lange drin herumzusuchen - Es ist aus dem antiken Hebräischen ins Deutsche übersetzt worden. Vielleicht heute Abend, wenn ich Zeit habe und nicht zu müde bin. Sorry, hab viel um die Ohren
ok, es hat mir doch keine Ruhe gelassen. Z. B. stehen die Gebote im Deuteronomium
"Du sollst nicht töten" steht da :
lo tirsach. "lo" heißt "nicht", tirsach heißt soviel wie willkürlich töten. Ein Wort für unser "sollen" oder "dürfen" gibt es für die negative Aufforderung im antiken Hebräischen nicht.
d.h. also im Hebräischen würde man sagen: "nicht töten", und der Grad der Verbindlichkeit kann also nicht aus grammatischer Auslegung festgestellt werden, sondern müsste anders z.B. teleologisch oder systematisch aufgezeigt werden.
Eine übersetzungsunschönheit aus dem Hebräischen ins Griechische und aus dem Griechischen ins Deutsche ist dafür verantwortlich. Es müsste eigentlich schon "du DARFST nicht" heißen. Aber den Dekalog nimmt doch eh keiner mehr ernst. In der Katholischen Kirche wird zu Heiligen gebetet, was durch das erste Gebot eindeutig Verboten wird und das Bildnisverbot,. ebenfalls gleich im ersten wird ja schon durch ein einfaches Kreuz mit Jesusfigur mit Füßen getreten. aber das liebe Kinder ist eine andere Geschichte.
Du hast mir die Worte aus dem Mund genommen.
Du machst einen Unterschied zwischen "du sollst nicht" und "du darfst nicht" nach heutigem Sprachgebrauch. Das kann man natürlich nicht mit der Situation im Ursprungsland und dem hebräischen Urtext vergleichen. Da die Bundeslade verloren gegangen ist, kann man das auch nicht mehr rekonstruieren. Die 10 Gebote sind wahrscheinlich nicht auf einmal entstanden, sondern wurden über einen längeren Zeitraum gebildet und immer wieder umgeschrieben. Selbst in der Bibel gibt es unterschiedliche Versionen. Für den heutigen Menschen haben sie nur noch geringe moralische Relevanz und auch keinerlei rechtliche Bedeutung. Von daher ist der Unterschied zwischen "sollen" und "müssen" müßig. Grundsätzlich können wir davon ausgehen, das der alttestamentarische Gesetzgeber nicht besonders tolerant oder human eingestellt war. Das Gesetz "du sollst nicht töten" hinderte die Juden weder an der Todesstrafe noch an Tieropfern oder anderen Riten, die uns heute barbarisch anmuten. Die Welt des alten Orients ist mit heutigen Maßstäben kaum zu erfassen.
Du wirfst - mit Recht - eine grundsätzliche Frage der Textkritik und des gesellschaftshistorischen Kontextes für solcherlei Quellen auf, die ich hier erst einmal beiseite lasse. Das wäre eine eigene Frage wert.
Mir ging es nur um folgendes: die deutsche Übersetzung verwendet die Formulierung "sollst/sollst nicht". Warum wurde diese Formulierung so gewählt? Einerseits legt man bei der Bibelauslegung immer jedes Wort auf Goldwaage, andererseits geht man offenbar gleichzeitig recht lax mit der philologischen Grundlage des Textes um. je nun, das macht ihn offen für alles und wohl deshalb auch so "erfolgreich".
Da Sollen und Müssen unterschiedliche deontologische Sachverhalte sind, stellt sich die Frage schon, wenn man beim Verstehen eines Satzes mit der Wortaussage beginnt.
Ich entnehme aber dem Kontext der Bibelstelle ein massive Strafandrohung Gottes für die Nichtbefolgung durch den Menschen; was dann recht unmissverständlich klar macht, worum es geht.
Ich denke, die deutsche Version haben wir im wesentlichen Martin Luther zu verdanken.
Vielleicht fand er "du sollst nicht töten" wohlklingender als "du darfst nicht töten".
Ich würde mich ihm da anschließen.
Damit hätte er aber semantisch ohne Not ein Fass aufgemacht - aber er hat ja auch nicht aus dem Hebräischen übersetzt, oder?
Luther hat sowohl die lateinische Vulgata als auch die griechischen Urtexte des neuen Testaments benutzt. Nur für das AT gibt es hebräische Urtexte, aber ich glaube kaum, das seine Gelehrsamkeit so weit ging.
User funtasie hat oben in einem Kommentar folgendes geschrieben:
""Du sollst nicht töten" steht da :
lo tirsach. "lo" heißt "nicht", tirsach heißt soviel wie willkürlich töten. Ein Wort für unser "sollen" oder "dürfen" gibt es für die negative Aufforderung im antiken Hebräischen nicht."
Du schreibst: "Nur für das AT gibt es hebräische Urtexte".
Hm. - Welches ist denn nun die Textgrundlage? Ist die hebräische Fassung, die funtasie zitiert, also aus dem Griechischen ins Hebräische rückübersetzt?
Nach der heutigen Einheitsübersetzung heißt das 6. Gebot auch "Morde nicht!".
Luther hat sich da ein bißchen dichterische Freiheit herausgenommen
Im Mittelalter kannte man bei uns fast nur die lateinische Vulgata. Luther hat sich also schon sehr viel Mühe gemacht indem er auf griechische Urtexte zurückgriff. Ich denke die Schriften und die Religion der Juden dürften ihn weniger interessiert haben, auch wenn das aus heutiger Sicht inkonsequent erscheinen mag.
Tolle Frage!
Am liebsten hätte ich noch einen Klick für "tolles Bild" gegeben
Eine der besten Internetseiten:
The Brick Testament
Fast die ganze Bibel in Lego nachgestellt, sehr sehr liebevoll gemacht und ernst gemeint, fast 3.500 Bilder.


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